Das Henkerhaus entdecken

Das Nürnberger Henkerhaus: Von der Pegnitzüberbrückung zur Dienstwohnung der Nürnberger Henker

Kaum ein Ensemble spiegelt die Nürnberger Fachwerkromantik stärker wider als das Henkerhaus, der Henkerturm und der Weinstadel. Doch die pittoreske Ecke war lange Zeit keiner von Nürnbergs Vorzeigeplätzen.

Mit der Erweiterung der Stadtmauer im 15. Jahrhundert verloren die Wehrgänge an den beiden Pegnitzarmen um die Trödelmarktinsel sowie der in der Mitte gelegene Turm, der später als Henkerturm bekannt wurde, ihre Funktion. Man führte kurze Zeit später die Gebäude einer neuen Nutzung zu. Indem man die Gänge baulich schloss, wurden hier Dienstwohnungen für den in Nürnberg als „Nachrichter“ bezeichneten Henker und seinen Gehilfen, den „Löwen“, eingerichtet. Heute existiert nur noch das Henkerhaus.

Der Henker und sein Gehilfe standen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit am Rand der Gesellschaft und so lebten in den heute so ansehnlichen Gebäuden um das Henkerhaus in reichsstädtischer Zeit eher ärmere Nürnberger:innen.

Dies änderte sich Anfang des 19. Jahrhunderts. Nachdem der letzte Nürnberger Henker nach der Eingliederung der Stadt in das Königreich Bayern seinen Dienst quittierte und das Henkerhaus verlassen hatte, wurde es mit dem wachsenden Nürnberg Tourismus zusammen mit dem benachbarten Weinstadel eines der beliebtesten Postkartenmotive.

In der Ausstellung im Henkerhaus werden all diese Aspekte der Gebäudegeschichte vorgestellt und um grundlegende Informationen zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtssystem ergänzt. Dabei geht es Geschichte Für Alle e.V., in dessen Trägerschaft sich die Ausstellung befindet, jedoch nicht darum, die Grausamkeiten und die Brutalität des vormodernen Strafens in den Vordergrund zu rücken, sondern dieses und dessen Akteure in den jeweiligen Zeitkontext einzuordnen.

Alle Informationen im Henkerhaus werden in deutscher und englischer Sprache präsentiert. Flyer in weiteren Sprachen für den Ausstellungsbesuch sind kostenfrei vor Ort erhältlich.